»Kloppe« für die Baudezernentin Nr. 3:
Quadratisch, praktisch, häßlich
Das »technische Bauwerk« an der Neuruppiner Straße
Beim ersten Regenversickerungsbecken an der Ecke Frankfurter Allee/Spechthausener Straße war die ursprüngliche Planung des bloß »technischen Bauwerks« noch geändert und zumindest die Form der Landschaft angepaßt worden. Entsprechende Hinweise hatte es schon zeitig im Planungsverlauf auch für das zweite Versickerungsbecken an der Neuruppiner Straße gegeben.
So hatte sich Carolin Schlenther von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), Projektmanagerin »Vielfalt findet Stadt – Gemeinsam Natur wagen«, die zusammen mit sozioökonomisch 'Benachteiligten eine Fläche an der Neuruppiner Straße für den Schutz der biologischen Vielfalt gestaltet, schon im Frühjahr 2021 dem Eberswalder Tiefbauamt eine naturnahe Gestaltung des Regenversickerungsbeckens vorgeschlagen. Dies habe dort »gemischte Reaktionen verursacht«.
Eine Nachfrage bei der städtischen Wohnungsbau- und Hausverwaltungsgesellschaft (WHG) hatte damals, daß sich die entsprechenden Grundstücke zwar der WHG gehören, sie allerdings in keiner Weise an den Planungen beteiligt sei.
Die »gemischten Reaktionen« im Tiefbauamt hatten letztlich keinerlei Auswirkungen auf die weitere Planung. Die Hinweise und Wünsche wurden im weiteren schlicht ignoriert. Am 2. November begannen die Arbeiten an dem zweiten Becken, das erneut zeige, »daß wir das auch mit der notwendigen Energie und Tatendrang angehen«, wie die Baudezernentin und Erste Beigeordnete Anne Fellner laut der damals veröffentlichten städtischen Pressemitteilung sagte (siehe: »Regenwasserversickerung Nr. 2 «).
Zunächst führten die Bauarbeiten allerdings erst einmal im Dezember zu einer großflächigen Abschaltung von Telefon und Internet für zahlreiche Nutzer im Brandenburgischen Viertel. Bei der Ausbaggerung der Grube war ein wichtiges Kabel der Telekom zerstört worden. Die Arbeiten, um die Leitung wieder flicken und allen Betroffenen wieder den Zugang zu Telefon und Internet zu ermöglichen, dauerten bis Ende des Jahres.
Aufgrund des Winters ruhen derzeit die weiteren Arbeiten an dem Becken. Bei entsprechendem Wollen wären noch Änderungen möglich. Zumindest in bestimmtem Rahmen. Allerdings ist nicht davon auszugehen, daß das seitens der Stadtverwaltung jemand tatsächlich will.
Immerhin wird mit dieser Maßnahme ein Großteil des anfallenden Regenwassers der Verkehrsflächen und der Gebäude westlich der Potsdamer Allee, im sogenannten 3. Bauabschnitt des Wohngebietes, vor zurückgehalten werden und dann in dem Becken versickern. Insgesamt handelt es sich um rund 31.200 Quadratmeter Flächen (davon 17.500 Quadratmeter Verkehrsflächen und 13.700 Quadratmeter Dachflächen) die dann von der vorhandenen leitungsgebundenen Regenentwässerung ins Drehnitzfließ abgetrennt werden.
»Versickerungsbecken versorgen die Umgebung mit Regenwasser als natürlicher Wasserressource und stabilisieren den Grundwasservorrat. Darüber hinaus verbessern sie die Entwässerung bei starkem Regen. Die Maßnahme ist also in vielerlei Hinsicht eine Verbesserung des Mikroklimas im Brandenburgischen Viertel« so damals die Leiterin des zuständigen Tiefbauamtes Heike Köhler. Warum über diese technischen Zwecke hinaus nicht auch für ein ästhetisch ansehnliches und in die Landschaft ein- und angepaßtes Bauwerk gesorgt werden konnte, schweigen sich sowohl die Baudezernentin als auch die Tiefbauamtsleiterin aus.
Die Firma Gala Tiefbau GmbH aus Schwedt führt den Auftrag aus. Die Maßnahme soll bis zum März 2022 fertig gestellt werden. Die Gesamtkosten werden bei rund 200.000 Euro liegen und werden aus dem Förderprogramm »Stadtumbau-Aufwertung« finanziert.
Anna Fröhlich – 16. Januar 2022
Siehe auch:
»Kloppe 2: Ein Innenhof mit Kiefern drin«
»Kloppe« für die Baudezernentin
»Regenwasserversickerung Nr. 2 «
»Klimaanpassung im Kiez«
»Regenwasser bleibt im Kiez«
»Regenentwässerung angepaßt«
»Warum nicht zur Landschaft passend?«
»Das allerletzte Thema«
»Lausitzer Straße: Gehwege werden zurückgebaut«
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