Keine Kritik am »Sozialkaufhaus«
In ihrer Ausgabe vom 25. September 2017 berichtet die Eberswalder Lokalausgabe der »Märkischen Oderzeitung« über Aussagen der Eberswalder Baudezernentin Anne Fellner auf der diesjährigen Einwohnerversammlung, wonach es für das Einkaufszentrum Heidewald »positive Zeichen« gebe, daß Bewegung in den Handel komme.
Anne Fellner berichtete über eine Zusammenkunft mit den Heidewald-Händlern. Wenn diese gemeinsam auftreten, seien sie gegenüber der Vermieterin - einer in Luxemburg ansässigen Fondsgesellschaft mit Eigentümern in Irland und Immobilienbesitz in der ganzen BRD - in einer deutlich besseren Verhandlungsposition als die Eberswalder Stadtverwaltung.
Der MOZ-Bericht erwähnt auch den MAXE-Bericht zu den Plänen für die Eröffnung eines TEDi-Marktes einschließlich der dort wiedergegebenen Kritik von Einwohnern, daß es außerhalb der preisgünstigen Warensortimenten keine Angebote gebe und sich das EKZ »immer mehr zu einem Sozialkaufhaus in der gesamten Breite der Angebotspalette« entwickeln würde. In der MOZ-Überschrift wurde dies zur »Kritik am Sozialkaufhaus« verkürzt.
Möglicherweise war der MOZ-Redakteurin nicht bewußt, daß einer der Anbieter im EKZ Heidewald als »Sozialkaufhaus« firmiert. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen der üblichen kommerziellen Anbieter von Billigwaren. Träger des »Sozialkaufhauses« ist vielmehr ein gemeinnütziger Verein, der zum einen benachteiligten Jugendlichen eine Ausbildung ermöglicht und mit dem »Sozialkaufhaus« auch Chancen für eine berufliche Perspektive ermöglicht und zum anderen der »Wegwerfgesellschaft« Paroli bietet, indem das Kaufhaus gebrauchte Sachen, welche die einen nicht mehr brauchen, zu »sozialen Preisen« einer Weiterverwendung durch andere zugänglich machen.
Dieses Projekt verdient Beachtung und Förderung.
Kritisiert wurde nicht das »Sozialkaufhaus«, sondern der Mangel an höherwertigen Angeboten im EKZ Heidewald. Tatsächlich wohnen im Brandenburgischen Viertel durchaus auch viele Menschen mit einem »mittleren Einkommen«, die nicht auf Billigstangebote angewiesen sind und gerne auch ein bißchen mehr Verkaufskultur verkraften würden. Allerdings ist gerade dieses Käuferklientel meist mobiler und nicht darauf angewiesen, auch direkt im Kiez einzukaufen.
Mehr Kaufkraft ins Viertel zu bringen ist gewiß nicht Aufgabe der Händler. Die können nur Angebote machen.
Gerd Markmann - 26. September 2017
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