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Die Botschaft zum Fest:
Weihnachten - was es wirklich bedeutet
Alle Jahre wieder kommt das Christuskind! Für die wenigsten in unserer Gesellschaft füllt sich dieser Satz mit Inhalt. Zu Weihnachten werden Karten verschickt oder e-cards, diverse Feiern mit Kollegen aus Beruf und Verein sind zu absolvieren, Geschenke müssen rechtzeitig und mit Bedacht ausgewählt und liebevoll verpackt werden, der Kühlschrank muss mit erlesenen Speisen für drei Feiertage gefüllt werden, die besten Freunde werden angerufen und mit Wünschen bedacht, der Restaurantbesuch ist zu planen bzw. die Menüfolge, mit der die tapfere Hausfrau die Familie beköstigt und schließlich, nicht zu vergessen, freut man sich auf unvergessliche Stunden oder gar Tage mit der herzallerliebsten Verwandtschaft. Wo bleibt da noch Platz für ein Christuskind?
Christus erleben wir zum Weihnachtsfest nur in der Höchststufe der Verkitschung: Als süßes Babylein in der Krippe, dazu Engelsstimmen von Knabenchören, die "Jesulein, Jesulein, süß" singen, dazu Maria und Josef, Ochs und Esel in einem Stall - wie romantisch! - und oben überm Firmament leuchtet der Weihnachtsstern und weist den Heilssuchern den Weg. Nicht lange, dann kommen die drei Heiligen Könige aus dem Morgenland mit Geschenken: Weihrauch, Myrrhe und Gold. Ein lustiger Anlaß für die Kinder, sich zu verkleiden, Geld einzufordern und die Haustüren mit Kreide zu bekritzeln.
In Wirklichkeit hat Weihnachten mit Jesus soviel zu tun, wie die Hochzeit mit der Ehe. Das eine ist ein durchgeplantes Fest bis zur Schmerzgrenze der Belastbarkeit, das andere ist die ernüchternde Realität der Tage, Wochen, Monate und Jahre. Vielleicht braucht der Mensch dieses verkitschte Fest, um sich emotional auf die Herausforderung einzulassen? Auf die Pflichten der Ehe, genauso wie auf die Zumutungen durch Jesus. Denn die Botschaften von Jesus sind sehr schwere Kost - für den Einzelnen wie für die Gesellschaft.
"Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in den Himmel kommt." Das muss wie ein Faustschlag ins Gesicht dieser Karrieregesellschaft wirken. "So wie Ihr die Geringsten unter Euch behandelt, so behandelt Ihr Euren Herrn." Das fragen sich auch Millionen Abgehängte und Hartz-IV-Aufstocker, die kein dreizehntes Monatsgehalt und Urlaubsgeld bekommen wie die unkündbaren Beamten in den zehntausenden Amtsstuben dieser Republik. Und das Gebot der Nächstenliebe geht weit darüber hinaus. Auch die Natur, der Park, der Wald nebenan mit all seinen Geschöpfen, schließlich sogar unser ganzer Planet, der unsere Existenz ermöglicht, unterliegt dem Gebot der würdevollen Behandlung.
Diese moralischen Leitlinien, die dem Menschen alles abverlangen, was er an Herz und Vermögen opfern kann, wie kann er anders milde gestimmt werden als mit einem Geschenke-Lichter-Lieder-und-Familienfest? Beschenken wir unsere Lieben mit schönen Gaben und mit unserer Aufmerksamkeit - aber vergessen wir nicht die wahren christlichen Botschaften hinter den Bergen von glitzerndem Kitsch und knallhartem Kommerz.
Jürgen Gramzow - 16. Dezember 2017
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