Braucht der Kiez ein »externes Quartiersmanagement«?
Seit 2003 gibt es im Brandenburgischen Viertel eine Quartiersmanagerin. Zehn Jahre lang war
das der Job von Cornelia Sprengel (siehe Maxe Nr. 16 vom Januar 2014), die Anfang 2014 das
Stadtteilbüro »Soziale Stadt« an ihre Nachfolgerin Johanna Johne übergab.
Im Rahmen des 2012 beschlossenen »Verstetigungskonzeptes« für das Programm Soziale Stadt
sollte das Quartiersmanagement »qualifiziert« werden (vgl. Maxe Nr. 2 vom November 2012).
Dies wollte Cornelia Sprengel jüngeren Leuten überlassen, was wohl auch mit dem dynamischen –
aber nur ein halbes Jahr währenden – Überflug von Regina-Dolores Stiehler-Hinz im Amt der
Sozialdezernentin zusammenhängen mag.
Während der dezernentenlosen Zeit kehrte wieder ein ruhigerer Arbeitsrhythmus ein. Die
»Qualifizierung« sollte nun, wie es die Stadtverordneten bereits im Dezember 2012 beschlossen
hatten, durch ein zusätzliches externes Quartiersmanagement (QM) stattfinden. Den Zuschlag
für 24.000 Euro pro Jahr bekam ein Berliner Büro, das gerade in der Eisenbahnstraße ein
Beteiligungsprojekt abgeschlossen hatte und nun über freie Kapazitäten verfügte.
Einen ersten Erfolg feierte das externe QM mit der Veranstaltung »Bewegung im Viertel«
am 12. Januar. Im Januar und Februar stand dann die Erarbeitung von Förderrichtlinien für
die künftigen Verfügungs- und Aktionsfonds im Mittelpunkt. Für die beiden Fonds stehen
jährlich 6.000 Euro aus dem Stadthaushalt zur Verfügung.
Inzwischen mehrt sich die Kritik an der Relation zwischen den Fördermitteln, die den
Einwohnern im Kiez für ihre Initiativen zur Verfügung stehen, und den Kosten des externen
Büros, das deren Verwendung »qualifizieren« soll. Zumal die Stadt selbst eine hauptamtliche
Quartiersmanagerin bezahlt, die inzwischen über genügend eigene Erfahrungen verfügt und
nun auch entsprechende Entscheidungskompetenzen erhalten sollte.
Die städtische Quartiersmanagerin Johanna Johne hat inzwischen mehrfach in den Ausschüssen
der Eberswalder Stadtverordnetenversammlung über ihre Arbeit berichtet und ihr Aufgabenprofil
vorgestellt.
Ihre Tätigkeitsfelder umfassen neben der klassischen Projekt- und Gremienarbeit des
Quartiersmanagements die Entwicklung der neuen Förderrichtlinie, das Geschehen am
Potsdamer Platz sowie das Thema Bildung und Schule.
Der »klassische Teil« umfaßt die Netzwerkarbeit mit den Akteuren im Kiez, wobei hier
der Schwerpunkt Bildung und Schule im Mittelpunkt steht, die Begleitung des Sprecherrates
sowie die Bearbeitung der Projekt- und Antragsformalitäten für die Projekte des Programms
»Soziale Stadt«. In diesen Bereich gehören das schon erwähnte Projekt »Bewegung im Viertel«
vom Januar, das im Februar bearbeitete Projekt »Veranstaltungen im Viertel« und die im
März begonnene »Spielzeit. Eltern-Kind-Gruppe für Flüchtlinge und Migranten«.
Die Erarbeitung der Förderrichtlinie zur Vergabe der Mittel aus den Aktions- und
Verfügungsfonds erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem externen QM und umfaßte
auch die Schulung und den Erfahrungsaustausch mit dem Sprecherrat am 20. Januar und
12. Februar. Eine Beschlußvorlage für die Stadtverordnetenversammlung ist für das
4. Quartal 2015 geplant.
Der Projektteil »Schule im Stadtteil« umfaßt die Unterstützung der Schule bei Projekten
für Eltern, die Vernetzung der Schule im Stadtteil durch Arbeitsgemeinschaften und der
Suche nach Partnern und die konkrete Projektarbeit, z.B Pflastermalerei auf dem Potsdamer
Platz und das Basteln von Dekoration für den Kiez-Weihnachtsmarkt. Am 26. März gab es
ein Auftakttreffen in »kleiner Runde« für eine AG »Schule im Stadtteil«.
Die Aktivitäten am Potsdamer Platz basieren auf das Beteiligungsprojekt »Potsdamer
Platz – ein Platz für alle!« vom Frühsommer 2014. An Aktionen gab es 2014 neben der
Schuleröffnung mit Kinderfest am 23. August, die Frühblüheraktion am 25. November und
im Dezember die Grillaktion des Dietrich-Bonhoefer-Hauses, den Weihnachtsmarkt und
schließlich die »Choreographie auf dem Potsdamer Platz«. Parallel dazu lief vom
November 2014 bis Februar 2015 das Projekt »Ein Leben jenseits des Potsdamer Platzes«,
das sich vorrangig mit der Bestandsaufnahme befaßte und letztlich die gesellschaftlichen
Ursachen der Problematik bloßlegte, denen mit noch so gutgemeinten Einzelprojekten
nicht beizukommen ist.
Im Jahr 2015 sind anläßlich eines Sommerfestes am 9. Juli Pflastermalereien auf dem
Platz geplant, ein Nachmittagsangebot »Gesundheit und Sport« gibt es im Rahmen der
Familienwoche (Mitte Juli), der Kiez-Weihnachtsmarkt findet am 13. Dezember statt.
Im 2. Quartal soll es zur Koordinierung der Arbeit ein Trägertreffen geben. Schließlich
soll die Ausgabe von Hundekottüten organisiert werden. Gespräche mit potentiellen
Ausgabestellen gab es bereits.
Als vorrangige Aufgaben formuliert die Quartiersmanagerin die Elternarbeit an der
Grundschule Schwärzesee, die Vernetzung der Grundschule mit dem Stadtteil sowie die
Entwicklung von Projekten mit den verschiedenen Trägern.
In der Stadtverwaltung wird dieses Herangehen aktuell überprüft. Die Sprechstunden
in der Grundschule haben sich als wenig effektiv herausgestellt, weswegen künftig
darauf verzichtet werden soll. Der Quartiersmanagerin bleibt dann wieder mehr Zeit
für ihre eigentliche Arbeit, die Vernetzung der verschiedenen Initiativen innerhalb
des Quartiers zu betreuen. Auf ein zusätzliches »externes Quartiersmanagement« kann
dann verzichtet werden.
Gerd Markmann – 27. April 2015