Der Virus - dein Freund und Helfer
Hat jemand dieses Jahr noch keine Erkältung gehabt? Wieso meldet sich niemand? Die Influenza-Saison war offenbar
dieses Jahr ein voller Erfolg! Für die kleinen Biester, die bisher nur wenige Menschen, millionenfach vergrößert,
bei lebendigem Leibe sehen konnten: die Erkältungsviren! Es soll an die 300 unterschiedliche Arten von ihnen geben,
und vermutlich kaum ein Mensch kann sich glücklich (?) schätzen, mit allen schon Bekanntschaft gemacht zu haben.
Erst fühlt sich der Hals unwohl an, dann tut einem alles weh, daß man nicht schlafen kann oder kaum aus dem Bett kommt;
am nächsten Tag beginnt die Nase zu laufen und steigert sich dann in tagelangen Schneuzorgien, die am Schluss mit einem
wochenlangen Husten gekrönt werden. Warum muss man nur so leiden? Und nichts hilft dagegen wirklich. Außer Isolation.
Damit unsere Mitmenschen nicht angesteckt werden. Aber selbst das bekommen wir nicht hin.
Irgendwo muss man sich schließlich im Bus festhalten; selbiges zu vermeiden grenzt in Eberswalde an Selbstmord.
Und wenn man noch gesund ist? Man kann kann ja nicht alles vorher mit Desinfektionstüchern abwischen, bevor man es
anfasst. Man muss sehenden Auges ins Messer laufen und hoffen, daß es nur ein Buttermesser ist. Man rotzt und schnieft ...
dann mal einen Tag nicht; und schon hat man alles vergessen, als man seine alte Bekannte wieder trifft und ihr herzlich
ie Hand schüttelt. Oder sogar ein Küßchen?!
Das Ganze hat System und ist fester Bestandteil der Evolution. Des Menschen Erbsubstanz, die Krone der Schöpfung,
besteht zu einem Großteil aus Virus-DNA. Das, was mit uns während einer Erkältung passiert, ist kein sinnloses Leiden!
Wir sind hustende und spuckende Schleimproduzenten, damit sich die Viren optimal verbreiten können. Wir sind nur Wirtstiere,
Werkzeuge einer höheren Macht. Wir können zwar an unser Aktiendepot denken oder an die Weltrevolution; aber unser eigentlicher
Lebenszweck ist womöglich die maximale Virusproduktion und -verbreitung.
Selbst unsere intimsten Gefühle haben sich wahrscheinlich nur die Viren ausgedacht, damit man, oft nicht ganz bei
Verstand, die nächstbeste Dame begattet, auf daß neue Rotz- und Schleimproduzenten das Licht dieser Welt erblicken!
Raffinierter geht es nicht mehr. Unseren Mitgeschöpfen in der Tierwelt ergeht es nicht besser: mit Katzenschnupfen,
mit Vogelgrippe, mit Staupe und mit wer weiß wievielen hoch ansteckenden Geschichten. Die Welt ist voll von Viren.
Unser Schöpfer, das ist wahrscheinlich kein weißbärtiger Herr im Himmel, sondern das sind die winzigen Elementarteilchen
der Evolution - die Viren; sie benutzen uns wie einen Automaten - sie brauchen nur eine rote Taste zu drücken und schon
geht es los ... auf daß neuer, hochansteckender Schleim produziert wird. Wir haben keine Chance aus diesem Ding auszusteigen.
Unsere Schöpfer sitzen am längeren Hebel. Sie sind in der Überzahl. Sie haben uns programmiert. Sie wissen über uns Bescheid.
Unsere Aufgabe heißt: Rotz oder stirb!
Jürgen Gramzow – 11. März 2015
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