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Salah Tayyar, vor Folter und Verfolgung aus dem Tschad geflohen, brachte sich um. Er sei »Opfer eines rassistischen Regimes, das Geflüchtete so lange verfolgt und unter Druck setzt, bis sie den Selbstmord als letzten Ausweg sehen«, meinen seine Freunde und Unterstützer, die sich in der Gruppe »Barnim für alle« engagieren. Nicht alle folgen dieser Einschätzung.

Bürgerstiftung Barnim Uckermark:
Zum Tod von Salah Tayyar

»Der Rechtsstaat arbeitet nach Regeln und Gesetzen«

maxe. Am Sonntag, den 21. März, finden anläßlich des Antirassismustages und dem Tod von Salah Tayyar (»Ein Mensch springt in den Tod«) um 13 Uhr am Eberswalder Hauptbahnhof und um 15 Uhr in der Senftenberger Straße im Brandenburgischen Viertel Kundgebungen unter dem Motto »Wir sind alle Salah!« statt.

Die Vorsitzende der Bürgerstiftung Barnim Uckermark Marieta Böttger, sie war lange Jahre als Ausländerbeauftragte des Landkreises Barnim engagiert (und immer wieder an Grenzen stoßend) für das Wohl von Asylbewerbern und Flüchtlingen tätig, hat erklärt, daß sie an den Kundgebungen nicht teilnehmen wird. Nachfolgend legt sie ihre Gründe dar:

Am Sonntag (21. März) ist Antirassismustag. Er ist Anlaß, darüber nachzudenken, wie man Haltung bezieht gegenüber Menschen, die andere wegen ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe herabwürdigen und sie ausgrenzen. Dabei muß es auch um strukturellen Rassismus gehen und um die kritische Betrachtung der Asylpolitik der Bundesregierung.

Salah Tayyar, ein Flüchtling aus dem Tschad, ist daran verzweifelt und sah wahrscheinlich keinen anderen Ausweg mehr, als sich das Leben zu nehmen. Ein Gedenken hätten wir deshalb gerne unterstützt, wenn da nicht dieser Aufruf von »Barnim für Alle« wäre, der dieses traurige Ereignis so darstellt, als wenn wir in einem rassistischen Regime leben würden, daß die Geflüchteten in den Tod treibt.

Nein, wir leben in einem Rechtsstaat, der nach Regeln und Gesetzen arbeitet. Viele von uns haben diese Regelungen als falsch empfunden und sich in den letzten Jahrzehnten intensiv für Veränderungen eingesetzt. Wir haben gemeinsam Besserungen bewirkt, zugegeben nicht alles konnte erreicht werden.

Die Länge des Verfahrens, in diesem Fall sind es 8 Jahre, ist natürlich zu hinterfragen. Durch die Altfallregelung konnten aber viele Geflüchtete einen Aufenthalt erhalten. Wenn dagegen zu schnell entschieden wird, entsteht der Eindruck, daß nicht gründlich geprüft wurde.

Alles in allem ist es ein Verwaltungsvorgang, der dem einzelnen Menschen mit seiner oft dramatischen Vorgeschichte und Flucht, seinen Träumen von einem besseren Leben, seinen Ängsten oft nicht gerecht werden kann.

Wir leben aber nicht unter einem rassistischen Regime, und keine Behörde in diesem Land verfolgt Geflüchtete so lange, bis sie sich selbst das Leben nehmen.

In den letzten Jahren hat sich das Beratungsangebot für Geflüchtete im Barnim deutlich verbessert. Gleichzeitig ist es aber schwierig, suizidal Gefährdete zu erreichen.
Natürlich ist es traurig, daß sich ein Mensch in Eberswalde das Leben nimmt, weil er keinen Ausweg gesehen hat. Die Corona Situation hat seine Probleme sicher verstärkt, und wahrscheinlich hätte er professionelle Gesprächspartner in seiner Muttersprache gebraucht.

Als Bürgerstiftung Barnim Uckermark versuchen wir mit unseren Angeboten, Einsamkeit zu begegnen und Netzwerke für Geflüchtete zu stricken und treten gegen rassistische Ressentiments ein. Wir sind mit geflüchteten / zugewanderten Menschen solidarisch und ermöglichen der Gesellschaft, solidarisch zu sein.

Marieta Böttger, Vorsitzende der Bürgerstiftung Barnim Uckermark
(21. März 2021)


Die Kundgebungen unter dem Motto »Wir sind alle Salah!«, an denen die Vorsitzende der Bürgerstiftung nicht teilnimmt, beginnen am 21. März um 13 Uhr am Eberswalder Hauptbahnhof und um 15 Uhr in der Senftenberger Straße, dem Ort, wo Salah Tayyar am 11. März 2021 vom Balkon in der 6. Etage in den Tod sprang.





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