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Neuer Eigentümer für »Specht« und »Heidewald«:
Hoffnung im »Sozialen Brennpunkt«

maxe. Das Einkaufszentrum (EKZ) »Heidewald« hat einen neuen Eigentümer. Der MOZ-Reporter Sven Klamann berichtete in seinem Artikel vom 7. Oktober von einem »erschreckend hohen Leerstand«, den schon ein Blick auf die Hinweistafel vor dem EKZ zeige. Nun ist dieses Problem alles andere als neu. MAXE hatte den Leerstand im »Heidewald« bereits in seiner auf Papier gedruckten Nummer 4 vom Januar 2013 thematisiert.
Für den Käufer dürfte nicht zuletzt dieser »erschreckend hohe Leerstand« ein gutes Kaufargument gewesen sein, weil sich das beim Kaufpreis gewiß mindernd ausgewirkt hat.

Noch ist der Kaufvertrag nicht abgewickelt. Die Eintragung im Grundbuch dauert seine Zeit. Dennoch wird dem neuen Eigentümer bereits vorgeworfen, daß er »über seine Pläne schweigt«. Da greifbare Tatsachen fehlen, befaßt sich unsere tägliche Heimatzeitung mit der »überkochenden Gerüchteküche«. Zumal der neue »Heidewald«-Eigentümer Ende 2020 bereits die Specht-Ruine erworben hat. Verdächtig ist zudem, daß es keinen Internetauftritt gibt. In der heißen Suppe rührt auch kräftig der fraktionslose Stadtverordnete aus dem Kiez Carsten Zinn mit. »Ich vermute ganz stark«, so Zinn, »daß die Stadtverwaltung Eberswalde erneut einem sehr windigen, in der Sache sehr intransparenten Immobilienspekulanten aufgesessen ist. Es ist zu vermuten, daß die vermeintlichen großen Pläne der neuen Eigentümerschaft sehr schnell in einem Kartenhaus zusammenfallen.« Tatsachen, die seine Vermutungen irgendwie belegen könnten, bleibt der einstige Ortsvorsteher des Viertels leider schuldig.

Übrig bleibt ein Bauchgefühl, das sich lediglich auf den fremdländischen Namen des Investors und sein auf den ersten Blick undurchsichtiges Firmengeflecht stützt.

Wie die »Heimatzeitung« berichtet, wird an den Stammtischen im Kiez und auf den Bänken am Potsdamer Platz darüber spekuliert, ob der »Specht« zur Tagespflege umgebaut werden könnte oder gar zur Moschee. Für letztere Nutzung gibt es durchaus Bedarf. Die derzeit für muslimische Gottesdienste genutzte Turnhalle sei zu den Freitagsgebeten regelmäßig »hoffnungslos überfüllt«, berichtet die MOZ. Dem christlichen Gemeindezentrum an der Potsdamer Allee gelingt dies eher selten.

Tatsächlich ist Sahin Sanli, dem die beiden Gesellschaften gehören, die den Specht und den Heidewald erworben haben, türkischstämmig, allerdings als wohl gebürtiger Berliner längst in der bundesrepublikanischen Gesellschaft integriert. Dies bestätigt auch die Eberswalder Baudezernentin Anne Fellner. Der neue Eigentümer habe umgehend Kontakt mit der Stadtverwaltung aufgenommen. Er spreche perfekt Deutsch und sei sehr rührig. Er komme aus der Finanzwelt und wolle nun in das Immobiliengeschäft einsteigen. Er wolle etwas bewegen und sicherlich auch gut Geld verdienen. Ersteres, so das Anliegen der Dezernentin, soll so gut wie möglich zugunsten der Stadt und des Brandenburgischen Viertels gestaltet werden. Mit ihrer Planungshoheit habe die Stadt dafür durchaus auch die Möglichkeiten.

Der gelernte Bankkaufmann hatte 2019 gemeinsam mit seiner Cousine die LIRIK Real Estate GmbH gegründet. Dies sei die faktische Muttergesellschaft für die jeweiligen Projektgesellschaften, über die die konkreten Projekte abgewickelt werden. Das ist in der Immobilienbranche ein durchaus übliches Verfahren, weil so das Geschäftsrisiko, das mit jedem einzelnen Projekt verbunden ist, für die Trägergesellschaft minimiert wird. Daneben gibt es noch die 2018 gegründete BIF Finanzvermittlung und Immobilien Berlin UG, über die Sanli vermutlich die Finanzierungen für seine Projektgesellschaften organisiert. Für die Projekte in Eberswalde gründete Sahin Sanli die Projekt Specht Eberswalde GmbH und die Projekt HDW Eberswalde GmbH. Daneben fungiert Sahin Sanlie bei weiteren 5 Gesellschaften als Geschäftsführer: der Golf Resort Schloßgut Sickendorf GmbH, der PROJEKT Bockmühle 18 GmbH, der PROJEKT Generaldepot Carl-Reichstein GmbH Berlin, der PROJEKT Markt 2 Rügen GmbH und der HS 78 Beteiligungsgesellschaft mbH. Beim Schloßgut Sickendorf handelt es sich um eine laut Nutzern etwas heruntergekommene Golfanlage in Hessen, die 2019/2020 übernommen wurde. Beim Projekt Bockmühle 18 ging es vermutlich um ein altes Hotel in Wuppertal, bei dem allerdings die Stadt Wuppertal ihr Vorkaufsrecht ausgeübt hat, um dort eine Gesamtschule zu errichten. Die Projekt Generaldepot Carl-Reichstein GmbH dürfte in Brandenburg an der Havel agieren. Zu den beiden anderen Gesellschaften konnten keine weiteren Informationen ermittelt werden.

Sicherlich ist es eine anspruchsvolle Aufgabe, bei einem so breitgefächerten Firmengeflecht jedes einzelne Projekt zum Erfolg zu bringen. Inwieweit die Erwartungen der einen oder die Befürchtungen der anderen erfüllt werden, kann man indes nur abwarten. Licht ins Dunkel kann nur der Investor selbst bringen, was er allerdings auch zugesagt hat.

(17. Oktober 2021 – dieser Beitrag erschien zuerst in der »Barnimer Bürgerpost« Nr. 315 vom 13. Oktober 2021)

Siehe auch:
Lebendiges Einkaufszentrum »Heidewald«




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