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Herbst im Kiez

Livestream der aktuellen Stadtverordnetenversammlung.

Mehr als 60 Teilnehmer konnten am Abend des 19. September in der Aula der Grundschule "Schwärzesee" gezählt werden. Zur diesjährigen Einwohnerversammlung, wie im Vorjahr in Form eines Einwohnerforums mit Diskussionsmöglichkeiten an mehreren Tischen organisiert, nahmen 36 Funktionsträger der Stadtverwaltung, der vier Großvermieter WHG, WBG, TAG und AWO sowie von Einrichtungen im Kiez teil. Auch drei Stadtverordnete, Irene Kersten und Carsten Zinn aus dem Brandenburgischen Viertel und Viktor Jede aus Finow, waren da. Einschließlich der beiden Stadtverordneten kamen etwa 25 der Versammlungsteilnehmer aus dem Brandenburgischen Viertel.

Ergebnisse der Einwohnerbefragung präsentiert:
Vom »Ghetto« zur »Endlösung«?

22 Prozent der Befragten sind mit der Zusammensetzung der Bevölkerung im Viertel unzufrieden

maxe. Am 19. September 2017, von 18 bis 20 Uhr, fand die jährliche Einwohnerversammlung für das Brandenburgische Viertel in Anwesenheit des Bürgermeisters und seiner ersten Dezernentin statt. Aber nicht nur die Rathausspitze erschien zu diesem besonderen »Einwohnerforum«, auch die Spitzenvertreter der großen Wohnungsunternehmen im Kiez nahmen im Rund der Gäste Platz, vom Bürgermeister besonders erwähnt: die WHG, die WBG, die TAG und die AWO.

Friedhelm Boginski übergab nach den Eröffnungsworten an Frau Fellner, die das Procedere der Veranstaltung etwas erläuterte, um schließlich Frau Berndt das Wort zu erteilen, die im Namen der S.T.E.R.N.-GmbH die Ergebnisse der Bürgerbefragung präsentierte.

Gleich am Anfang schränkte die Agentur für Stadterneuerung aus Berlin die Aussagekraft der Ergebnisse ein: 1.) haben nur 19 Prozent der Bewohner teilgenommen, 2.) vor allem ältere und alteingessene Bewohnerinnen und Bewohner antworteten auf die Fragen und 3.) fanden jüngere Einwohner, darunter besonders Familien mit Kindern, keine Zeit und Interesse, den Umschlag zu öffnen und den umfangreichen Fragenkatalog auszufüllen.

Mit dieser Einschränkung stellte Frau Berndt folgendes fest: Negative Assoziationen mit dem BBV überwiegen, darunter die Nennung von »Ausländern, Flüchtlingen und Migranten«, die »Verwahrlosung und mangelnde Pflege« des Viertels sowie der »Ghetto«-Begriff. Desweiteren wurden als negative Aspekte »Kriminalität, Gewalt, Vandalismus« und »Arbeitslosigkeit, Armut und Hartz IV« genannt.

Es gebe aber auch positive Assoziationen zum Kiez, darunter sehr stark die »Natur«, das »Grün« und die »Nähe zum Wald«. Für viele Befragten ist das Brandenburgische Viertel »Heimat«, der Ort wo sie sich wohlfühlen, sie spüren hier »Zufriedenheit« und eine gewisse »Nostalgie«. Weiterhin sind als positive Begriffe die gute Verkehrsanbindung, die Sauberkeit, Sicherheit und Schönheit des Viertels genannt, also Dinge, die sich teilweise mit den negativen Aspekten widersprechen, aber es müssen ja nicht unbedingt Aussagen derselben Befragten sein.

Bei der Auswertung der Noten-Bewertungen stellte sich heraus, daß die Einschätzung der Sauberkeit und Sicherheit sich leicht gebessert hat im Vergleich zur Analyse vor 6 Jahren. Ebenfalls fanden die Befragten das Wohnumfeld und die Grünanlagen als gebessert vor. Leider verschlechterten sich »Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungsangebote« um eine ganze Note gegenüber 2011. Hier ist also dringender Handlungsbedarf. Insgesamt erhält das Brandenburgische Viertel eine Note von 3,0. Das sei so schlecht nicht, aber es gebe noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Ein Indikator dafür, das Programm Soziale Stadt fortzuführen, seien die Abnahme stabiler Nachbarschaftsbeziehungen; auf der anderen Seite wurde jedoch angegeben, weniger problematische Nachbarn als 2011 zu haben. Das habe die S.T.E.R.N.-GmbH doch »ein Stück weit« überrascht.

Der dringendste Wunsch der Bewohner ist die Verbesserung der Versorgungssituation (Ärzte, Gastronomie, Heidewald-EKZ). An zweiter Stelle wird Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit genannt. Überraschend häufig wurde das Hundeproblem erwähnt, wobei viele offenbar übersehen, daß durch die »Patrouillen« von Herrchen und Frauchen zu jeder Tages- und Nachtzeit die Sicherheit im Viertel entscheidend erhöht wird. Desweiteren müsse das Alkoholproblem auf dem Potsdamer Platz gelöst werden, sowie wünsche man sich eine andere Bevölkerungszusammensetzung mit weniger Ausländern und Flüchtlingen. Hierbei ist anzumerken, daß sich die Befragten doch hoffentlich keine »Endlösung« wünschten, die schon ein gewisser Herr Hitler vor über 70 Jahren in einem mörderischen Reinheitswahn auslebte, und mit ihm das gesamte deutsche Volk in einen totalen Krieg führte ...

Einig waren sich die Befragten darin, daß die Wohnungsbestände qualitativ aufgewertet werden sollen, und daß die Specht-Ruine beseitigt werden muß. Auch Radwege, Gehwege und Straßen seien verbesserungsbedürftig. Das Image des Brandenburgischen Viertels müsse besser werden, die gesamte Atmosphäre des Kiezes.

Als Hauptaspekte der Einwohnerwünsche können zusammenfassend genannt werden: »bessere Versorgung«, »mehr Ordnung« und »weniger soziale Probleme«. Die Befragten zeigten dabei eine gestiegene Bereitschaft, selber aktiv an der Überwindung der Probleme mitzuwirken.

Frau Berndt sprach sich dafür aus, das Programm »Soziale Stadt« fortzuführen, insbesondere sei wichtig der Integrationsaspekt, auf den auch ihre Nachrednerin, Frau Barbara Bunge, ausführlicher einging. Darüber wird im nächsten Beitrag berichtet ...

(19. September 2017)

Siehe auch:
»Integration geht alle an«
Strategiewechsel für das Brandenburgische Viertel
Hat das Familienzentrum eine Zukunft?




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