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Hat das Familienzentrum
eine Zukunft?
Im 19. Jahr des Bestehens droht dem Familienzentrum in der Potsdamer Allee 59 das Aus. Bereits im Spätfrühling
teilte die Eberswalder Jugendkoordinatorin Katrin Forster dem Berliner
Verein für ambulante Versorgung Hohenschönhausen e.V.
als Träger des Familienzentrums mit, daß die bisher gewährte jährliche Förderung in Höhe von 3.500 Euro zum Ende des Jahres eingestellt wird.
Einer der entscheidenden Gründe soll sein, daß der Zugang zum Familienzentrum in der ersten Etage in der Potsdamer
Allee 59 nicht barrierefrei ist. Dies wurde von Barbara Bunge, der städtischen Referentin für soziale Angelegenheiten,
bestätigt. Das Brandenburger Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen, das den größten Teil
der Kosten für das Familienzentrum trägt, habe bereits vor mehreren Jahren unmißverständlich signalisiert, daß die Förderung
2017 nicht fortgesetzt werde, wenn keine Barrierefreiheit hergestellt wird.
Die städtische Wohnungsbau- und Hausverwaltungsgesellschaft (WHG) als Vermieterin lehnt den Einbau eines Fahrstuhls aus
wirtschaftlichen Gründen ab. Bis vor einem Jahr stand das Gebäude noch unmittelbar auf der Abrißliste der WHG.
Erst durch die Nutzung von Teilen des Gebäudes als Wohnverbund für Flüchtlinge konnte der Abriß abgewendet werden.
Bei den Protesten gegen den Abriß spielte das Familienzentrum mit ihrer langjährigen Leiterin Eva-Maria Lauft keine
unbedeutende Rolle. Inwieweit dies die aktuellen Entscheidungen beeinflußte, bleibt freilich im dunkeln.
Das Familienzentrum ist bereits einmal aus der Cottbuser Straße in jetzigen Räume in der Potsdamer Allee umgezogen, weil der
Block in der Cottbuser Straße abgerissen wurde. Ein neuerlicher Umzug in barrierefreie
Räumlichkeiten sollte insofern nicht unmöglich sein. Allerdings führt das Aus für den Berliner Trägerverein zu einer
»Bereinigung« der Trägerlandschaft. Dabei mag eine Rolle spielen, daß Eva-Maria Lauft demnächst altersbedingt in den
Ruhestand wechselt, was dem Berliner Verein den Verzicht auf seine Dependance im Brandenburgischen erleichtern mag.
Ein Familienzentrum hat im »sozialen Brennpunkt« von Eberswalde, dem Brandenburgischen Viertel, auch weiterhin seine
Daseinsberechtigung. Nicht zuletzt wegen des neuen Wohnverbunds in unmittelbarer Nähe und der zunehmend in Wohnungen
untergebrachten Flüchtlingen mit dauerhaftem Duldungsstatus, die weiterhin soziale Betreuung und Hilfe bei der
Integration benötigen. Insoweit könnte sich das Familienzentrum – vielleicht in anderer Trägerschaft – als soziale
und interkulturelle Bildungs- und Begegnungsstätte profilieren, ohne die bisherigen Nutzer auszuschließen. Es gibt
Hinweise, daß eine solche Entwicklung auch seitens der WHG Unterstützung finden könnte.
Gerd Markmann - veröffentlicht am 16. August 2016
(aus »Barnimer Bürgerpost« Nr. 8/2016 vom 9.8.2016)
Update vom 29. August 2016
Siehe auch:
Der Abriß ist vom Tisch,
Fragen zum Abriß,
Antworten auf die Fragen zum Abriß,
»Informationen« statt Konfliktlösung,
Warum verweigert der Bürgermeister die Diskussion?,
Städtebaulicher Unsinn.
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