Ein Ärztehaus im Brandenburgischen Viertel?
Ende Dezember schloß die letzte allgemeinärztliche Praxis im Brandenburgischen Viertel ihre Pforten.
Trotz eifrigen Bemühens, hieß es, habe Dipl.-med. Irene Jordan, die zum 21.12.2015 in den verdienten Ruhestand wechselte,
keinen Nachfolger gefunden, der ihre Praxis übernimmt. Im Brandenburgischen Viertel gibt es seitdem keinen Allgmeinarzt
mehr. Die Patienten müssen zusehen, ob und wo sie künftig im Bedarfsfall ärztliche Betreuung herbekommen.
Anfang Februar wurde bekannt, daß die kreiseigene Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH (GLG) vorhat, in Eberswalde
ein Ärztehaus zu bauen und dafür ein passendes Grundstück sucht. Die Fraktion Alternatives Wählerbündnis Eberswalde reagierte
sofort und schlug dem GLG-Geschäftsführer Dr. Jörg Mocek vor, das geplante Ärztehaus im Brandenburgischen Viertel zu bauen.
Nachfolgend Auszüge aus dem Brief des Fraktionsvorsitzenden Carsten Zinn an Dr. Mocek:
Sehr geehrter Herr Dr. Mocek,
namens der Fraktion Alternatives Wählerbündnis Eberswalde gratuliere ich Ihnen für die
erfolgreiche Entwicklung der GLG, wie sie in der Ausgabe der Märkischen Oderzeitung vom 6. Februar 2016 dargestellt wird.
Demnach sehen Sie die größten Ressourcen für die Zukunft in einer weiteren Vernetzung der Gesellschaften, in den
Synergien sowie in der Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung, weshalb für Eberswalde auch der Bau
eines Ärztehauses geplant sei.
Dem MOZ-Beitrag ist zu entnehmen, daß Sie für dieses Ärztehaus derzeit einen passenden Standort suchen. Ich freue
mich sehr, Ihnen hierbei vielleicht helfen zu können und schlage Ihnen vor, daß die GLG ihr neues Ärztehaus im
Brandenburgischen Viertel erbaut.
Als Standort kommt unseres Erachtens die Fläche der einstigen „großen EDEKA-Kaufhalle“ in der Frankfurter Allee
in Frage...
Die Fläche des Flurstücks 225 ist unkompliziert erweiterbar durch die westlich angrenzende und derzeit als
wilder Parkplatz genutzte Brachfläche...
Östlich angrenzend .. befindet sich ... ein regulärer Parkplatz, der Mitte der 1990er Jahre für die damals noch
vorhandene Kaufhalle sowie dem gegenüberliegenden ehemaligen Wohngebietszentrum „Specht“ angelegt wurde und derzeit
in geringem Umfang durch die Anwohner der Frankfurter Allee genutzt wird...
Der von uns für das Ärztehaus in Eberswalde vorgeschlagene Standort an der Frankfurter Allee ist verkehrstechnisch
sehr gut erschlossen.
Die Anbindung an das Werner-Forßmann-Krankenhaus ist über die Zoostraße gegeben. Die Entfernung beträgt weniger als 3 km.
Für die rund 7.000 Einwohner des Brandenburgischen Viertels und der Quartiere Wolfswinkel und Eisenspalterei des
Ortsteils Finow ist der Standort innerhalb von höchstens 15 Minuten fußläufig zu erreichen. Für die etwa 3.800 Einwohner
von Finow-Ost dauert der Fußweg weniger als 30 Minuten. Auch aus dem südlichen Bereich von Eberswalde-Westend mit
ca. 2.200 Einwohnern ist der Standort in etwa 30 Minuten zu Fuß erreichbar, allerdings müssen hier die unbefestigten
Wege im Waldgebiet im Umfeld der Drehnitzwiesen genutzt werden.
Insgesamt können etwa 13.000 Eberswalderinnen und Eberswalder den Standort in der Frankfurter Allee von ihrer Wohnung
aus binnen 30 Minuten zu Fuß erreichen.
Hinzu kommt die sehr gute Anbindung an den ÖPNV. Direkt vor dem Grundstück befinden sich in beiden Richtungen
Haltestellen der Obus-Linien 861 und 862.
Gute Straßenverbindungen bestehen darüber hinaus über die Schönholzer Straße in Richtung Finow, über die
Spechthausener Straße in Richtung Lichterfelde sowie über die Spechthausener Straße und die Zoostraße in Richtung
der Ortsteile Eberswalde 1 und 2.
Für Patienten, die mit dem PKW anreisen, sollte der erwähnte in städtischem Eigentum befindliche und derzeit
kaum genutzte Parkplatz östlich des Grundstücks genutzt werden können...
In unmittelbarer Nähe des Standortes befinden sich das AWO-Pflegeheim Wolfswinkel und die beiden AWO-Würfelhäuser.
Hier wohnen Senioren, die überdurchschnittlich auf ärztliche Betreuung angewiesen sind. Hinzu kommen das
Seniorenheim und die Anlagen für betreutes Wohnen am Potsdamer Platz, die weniger als 500 m entfernt sind.
Der Standort im Brandenburgischen Viertel bietet sich für ein Ärztehaus nicht zuletzt besonders deshalb an, weil
die ärztliche Versorgung im Brandenburgischen Viertel infolge der innerhalb der Stadt unregulierten Standortwahl
der niedergelassenen Ärzte in den letzten Jahren eine deutlich negative Tendenz aufweist. So gibt es in dem Viertel
mit 6.500 Einwohnern seit Anfang des Jahres bspw. keinen einzigen Allgemeinarzt mehr.
Eine kommunale Gesellschaft wie die GLG trägt u.E. eine besondere Verantwortung, hier gegenzusteuern – und sie
hat auch die Möglichkeiten dazu.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, daß aktuell zusätzlich zur oben erwähnten Bevölkerungszahl fast 400 Flüchtlinge
im Brandenburgischen Viertel untergebracht sind, die nicht zuletzt auch einen zusätzlichen Bedarf an ärztlicher
Versorgung mitbringen.
In diesem Zusammenhang ist auch langfristig mit einer gewissen Umkehr der bisherigen negativen demographischen
Entwicklung im Brandenburgischen Viertel zu rechnen.
Für Rückfragen und ggf. Unterstützung stehen wir gern zur Verfügung.
Wir bitten Sie um wohlwollende Prüfung unseres Vorschlages und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
Carsten Zinn,
Vorsitzender der Fraktion Alternatives Wählerbündnis Eberswalde in der Stadtverordnetenversammlung Eberswalde
(7. Februar 2016)
Siehe auch: hier
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